Minimalismus – DIE zwei Gründe für zu viel

Eigentlich ist es kein Geheimnis, dass an der ein oder anderen Stelle im eigenen Zuhause Sachen gelagert sind, die man vielleicht nie wieder verwenden wird. Oft sind es nützliche Gegenstände, die man sicherheitshalber aufbewahrt, da sie entweder einst gutes Geld gekostet haben, immer noch wie neu anmuten oder wir damit eine Vorstellung verbinden von etwas das wir gerne machen würden bzw. was wir uns gerne tun sehen würden.

In der Summe der Dinge ist es eine Ansammlung von emotionalen Gegenständen, nützlichen Just in Case Teilen, Duplikaten, alten Lieblingsstücken oder ganzen noch nicht ausgeführten Projekten mit dem dazugehörigen Material.

Wenn wir nun den Bestand in den eigenen Wänden betrachten, fällt auf, dass für den gesamten herumstehenden oder liegenden Überfluss eine einfache Formel gefunden werden kann.

Es handelt sich immer um einen oder um eine Zusammensetzung der folgenden Punkte:

  1. Eine aufgeschobene Entscheidung
  2. Eine unvollständige Handlung

Abgesehen vom notwendigen Reduzieren des Neukonsums liegen in diesen Punkten, die zwei notwendigen Phasen, um maßgeblich den eigenen Besitz zu verringern. Es gilt also eine Entscheidung zu treffen und dann zur Tat zu schreiten.

Die zwei Erklärungen für Überfluss dienen dazu, sich bewusst zu machen, ob es sich um Plunder, Trödel, Kram, Gerümpel bzw. Wust handelt oder der jeweilige Gegenstand doch ein geliebter oder nützlicher ist, der unbedingt durch eliminieren des Überflusses einen Ehrenplatz in der ersten Reihe verdient hat.

 

Was genau ist eine aufgeschobene Entscheidung?

Im Bezug auf Gegenstände, die das Haus verlassen sollen, ist die Antwort auf diese Frage der aufgeschobenen Entscheidung naheliegend, es handelt sich eben genau darum eine Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung nicht zu vertagen, sie nicht zu relativieren, sie nicht zu ignorieren oder sich vor ihr zu drücken, weil sie zu schwer ist, sondern sich schlicht und einfach zu entscheiden.

In meinem Fall war es in der Vergangenheit z.B. die bewusste Entscheidung zu treffen, das kleine stark verrostete Dreirad, dass beiden Jungs bereits zu klein war, als sie das notwendige Alter mit den entsprechenden Fähigkeiten zum Fahren des selbigen erreicht hatten, nicht mehr länger aufzubewahren, sondern es zum Wertstoffmobil zu bringe, als der nächste Termin anstand.

 

Was ist eine unvollständige Handlung?

Im Fall des Dreirads habe ich also entschieden, dass das Dreirad unser Zuhause verlässt und auch schon entschieden, wohin es dann gebracht werden soll. Sollte ich es jetzt aber entgegen meiner guten Vorsätze weiterhin in meiner Garage Tag für Tag stehen lassen, dann ist das die fehlende Handlung, also die unvollständige Handlung. Jede Art des Verbleibs, nach der Entscheidung was mit den Dingen geschieht, sei es z.B. die Spende, der Verkauf, die Entsorgung oder auch das Verschenken, stellt demnach eine Art der nicht vollständigen Handlung dar und lässt die Dinge weiterhin bei euch zurück.

 

Hängt die unvollständige Handlung immer direkt mit dem Aussortieren zusammen?

Nein, anders kann dieser zweite Grund deutlich werden, bei der Vorstellung eines leeren Fotoalbums, mit den unsortierten, unausgesuchten, einzuklebenden Fotos in einem großen Stapel gleich daneben. In diesem Fall handelt es sich um Aufgaben oder ganze Projekte, die auf ihre Abarbeitung warten. Ein weiteres Beispiel wäre eine alte Sammlung von VHS Kassetten oder CDs, die eines Tages – noch vor ihrer Entsorgung – in ein anderes Format übertragen werden sollten oder ein Stapel immer noch zu reparierender Kleidungsstücke. 

Bei diesen vorherigen Beispielen, muss die Frage gestellt werden, ob zum ersten diese Handlung je tatsächlich priorisiert wird oder immer eher etwas anderes zu tun ist, dass man doch viel lieber täte mit der zur Verfügung stehenden Zeit und ob dann nicht ein anderer Weg für diejenigen Dinge der tatsächlich richtigere Pfad wäre?

Um dies noch genauer zu verdeutlichen: Für die Bilder eine passende Kiste zu finden und zu verstehen, dass man eben nicht der Fotoalbumtyp ist – auch wenn es entzückend wäre – oder das Digitalisieren der alten Datenträger einem Unternehmen zu überlassen sowie die Reparaturen der Kleidungsstücke zum Änderungsschneider zu geben. Ja, es kostet dann meist einmalig eine gewisse Summe an Geld, diese Dienstleistungen in Kauf zu nehmen, aber es besteht eben auch die Möglichkeit nach einer solchen Betrachtung alles anderweitig zu entrümpeln, sollte die Entscheidung getroffen werden, dass es weder die Zeit noch das Geld wirklich wert ist.

 

Nur diese zuvor beschriebene Art von stetigem Hinterfragen der letztlichen Konsequenz schütz uns davor, dass die Stapel der Dinge, die jedes Jahr neu in unser Leben trudeln auch bewältigbar bleiben und nicht nur anwachsen. Die Summe von vielen nicht getroffenen Entscheidungen oder nicht vollständig getätigten Handlungen führen sonst letztendlich dazu, dass die Garage aus allen Nähten platzt und das Auto leider keinen Platz mehr darin findet, aber gut, das verrostetet Dreirad kann dann zumindest im trockenen stehen.

In diesem Sinne viel Erfolg beim deutlichen Hinsehen, Entscheiden und der vollständigen Handlung!

 

Habt ihr Lust diesen Weg mit mir zusammen zu gehen?

Gebt eure E-Mailadresse ein und erhaltet immer die neusten Blogposts

3 Gedanken zu „Minimalismus – DIE zwei Gründe für zu viel“

  1. Wirklich toll geschrieben und authentisch auch wenn das realisieren zu erst im Kopf anfangen muss und sich das „Eichhörnchen“ mühsam ernährt, ist es auf jeden Fall erstrebenswert mehr Platz zu schaffen um wieder „freier“ zu sein

  2. Ich stimme Heidi Wloch zu, supertoll geschrieben!
    Ein Scheibchen könnte ich mir wohl abschneiden 😁
    Aber irgendwie mag ich es auch Dinge zu besitzen.
    Ein bisschen Krempel bleibt also…

  3. Diese unterbewussten Entscheidungen und leiden Gedanken, wenn ich Dinge in meinem Haushalt sehe und gleich die Augen wieder zudrücke – durch diese zwei benannten Gedanken sind sie mir jetzt viel klarer geworden.

    Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass ich meine Wohnung und Dinge darin neu wahrnehme, wenn ich mal ein paar Tage weg war. Das gleiche passiert mir mit meinem Arbeitsplatz. Seitdem versuche ich, mit einem neuen Auge auf diese Umgebungen zu schauen und stelle mir vor, ich sei ein fremder Besucher – was der wohl alles sieht und entdeckt auf den ersten Blick, wenn er in meine Wohnung oder in mein Klassenzimmer kommt?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert