Aussortieren! Wo anfangen? Ein Schrank voller Erinnerungen

Letzte Woche hatte ich meinen ersten Kundentermin. Es ging mir darum herauszufinden, ob ich all das, für mich selbst erlernte der letzten Jahre, auch für andere in die Tat umsetzen kann. Ich besuchte also eine Freundin einer guten Freundin, die gerade ihr zweites Kind bekommen hatte.
Das war auch exakt die Lebensphase, in der ich das erste mal das Gefühl hatte, dass mir all die Dinge, im wahrsten Sinne des Wortes, über den Kopf wuchsen.

Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, welche prinzipielle Herangehensweise meiner Meinung nach, die beste sein würde. Ich entschied mich natürlich dafür mit der Bekleidung zu beginnen. Diese Kategorie ist die am direktesten tatsächlich körperlich erfühlbare und auch die mit der ich mich mit Abstand am besten auskenne. Die Herausforderung bestand also eher darin, dass ich keine kleine Vorlesung in Textil- oder Bekleidungstechnik halte 😉 !

Mit einer sehr minimalistischen Einweisung legten wir also gleich los und nahmen alle Kleidungsstücke, die im Schlafzimmer vorhanden waren und legten sie auf ihr Bett. Obwohl ich zu Beginn, die Menge an Kleidungstücken als sehr überschaubar empfand, lag doch eine nicht zu unterschätzende emotionale Herausforderung vor uns.

Mein erstes Learning war aber, dass sich in Kleiderschränken nicht nur Kleider befinden können. Wir nahmen also erst mal eine leere Kiste und sammelten alle nicht der Kategorie Kleidung entsprechenden Gegenstände hinein und stellten sie zur Seite. Die Verlockung ist groß sofort ein Heim für Dieses oder Jenes zu finden und sich dadurch aber zu verlieren. Eine Kategorie nach der anderen ist die grundlegende Regel, damit sichtbare Erfolge und Klarheit entstehen können.

So wie es die unterschiedlichsten Profile für Konsumtypen gibt, stellte ich relativ schnell fest, dass es auch für das Behalten von Dingen gewisse Mustern gab, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich vorherrschend sind.

Im Laufe unseres super harmonischen und lustigen Termins, stellte sich nach einem zögerlichen Beginn recht schnell ein betriebsames emsiges Abarbeiten ein. Ich merkte, wie die gestellten Hilfsfragen bei meinem Gegenüber immer mehr zur eigenen Entscheidungsgrundlage dienten und konnte erkennen, welcher hauptsächliche “Typ des Behaltens” sie war. Für sie sind Kleidungsstücke aufgeladen Erinnerung. Sie kann schnell und strahlend erzählen, wann und wo sie folgendes Kleidungsstücke erworben hat und ich konnte förmlich sehen, wie sie wuchs und strahlte mit jeder ausgelösten Erinnerung. Wieder andere ihrer Kleidungsstücke zeigten eine tiefe Verbundenheit zu der Person, von der sie sie geschenkt bekommen hatte auf. Ihre Kleidungsstücke waren also zu einem großen Teil eine Kollektion der Erinnerung an besondere Orte und Menschen.

Diesem grundlegenden Muster auf die Schliche gekommen, konnten wir leichter bestimmen, ob sie die Kleidung behielt, um sie anzuziehen oder, um die Erinnerung zu bewahren und das gute Gefühl, das damit verbunden ist.
Der Kleiderschrank sollte allerdings in erster Linie dazu dienen sich anzuziehen, was aber nicht bedeutet, dass keine Erinnerungsstücke behalten werden können – nur vielleicht eben nicht dort zwischen Kleidern vermischt und versteckt. Gute Lösungen sind ein Foto davon als Erinnerung zu machen oder für ganz besondere Schätze eine explizit dafür vorgesehene Erinnerungsbox zu haben.

Also sind die hilfreichen Fragestellungen für einen Schrank voller Erinnerungen folgende:

Magst du es an dir und ziehst du es noch an?

Wenn ja:

Naja, ab zurück in den Schrank!

Wenn nein:

Kann es gleich weg oder soll ein Foto gemacht werden und du sagst dann adieu?

Oder:

Kommt es in deine Box für besondere Erinnerungsstücke?

Nach deutlich mehr Stunden als von mir im Vorfeld antizipiert und trotz eines hervorragend kooperativen zwei Monate alten Neugeboren hatten wir nicht nur ihren Kleiderschrank, sondern auch ihr Mann hatte spontan seinen Kleiderschrank ebenso ausgemistet und wir hatten gemeinsam eine stattliche Menge an Teilen definiert, die wir sowohl verkaufen, an eine weitere Freundin weitergeben oder auch für gute Zwecke spenden wollten.

Wir beendeten den Termin mit der Hausaufgabe, die Dinge, die wir zusätzlich aus dem Kleiderschrank gezaubert hatten, die eher ins Büro oder das Kinderzimmer gehörten zuzusortieren und verabschiedeten uns mit einem unendlich positiven Gefühl.

Ich werde es auf jeden Fall wieder tun 🙂

Hoffe ihr habt eine wunderbare Woche,
Eure Jasmin

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