Minimalismus – Eine Box macht den Unterschied

Relativ am Anfang meiner Reise las ich Tipps und Tricks zum besseren Aussortieren. Nicht, dass ich Schwierigkeiten mit dem Aussortieren hatte, ich machte es ja eher erst gar nicht. Mögliche Rückschlüsse auf mich und mein Leben waren noch in weiter Ferne und ich versuchte eher nach der Ankunft meines zweiten Sohnes Raum zu finden für das neue kleine Leben und all die Dinge, die neu oder wieder den Weg zu uns fanden. Relativ ahnungslos taste ich mich also heran an das große Projekt – Weniger ist Mehr.

 

Eine Box als Zwischenlager im Ausgangsbereich der Wohnung

Der Tipp klang recht simpel: Stell eine Box in die Nähe deiner Eingangstür – oder wohl wichtiger, sie in diesem Fall Ausgangstür zu nennen – und nutze die Box als Zwischenlager für Dinge, die dein Haus verlassen sollen.

 

Die Idee die Box recht sichtbar im Bereich des Ausgangs zu platzieren, bringt mit sich, dass man immer daran erinnert wird, welche Gegenstände den Weg aus der Tür finden sollten. Eine kontinuierliche Erinnerung, um für jeden Weg zu überlegen, ob der Weg an der einen oder anderen Stelle vorbei führt an der der Gegenstand gewissenhaft und nachhaltig einer andern Zukunft überlassen werden kann.

 

Aussortieren ohne die direkte Frage des „Wohin damit?“

Hintergrund der Box und warum sie so raffiniert ist, ist dass man Sachen gleich herausnimmt, sobald entschieden wurde, dass die Gegenstände nicht mehr länger im eigenen Besitz bleiben. Das Buch landet also nicht wieder im Regal mit dem Knoten im Taschentuch, es bei Gelegenheit in ein öffentliches Bücherregal zu bringen. Nein, es kommt in die Box und das nächste Mal, wenn ich ein Brot beim Bäcker kaufe, nehme ich es direkt mit. Eine rund um perfekte Sache, die dazu geführt hat, dass unzählige kleine Dinge im Laufe der Zeit mein Zuhause verlassen durften. Sollte ich die Lösung des “Wohin damit?” aber eben noch nicht kennen und mich fragen, wohin mit dem Buch, habe ich die Möglichkeit den Weiterverkauf oder das Spenden unabhängig vom Aussortieren zu hinterfragen.

 

Die Schattenseite der Box – Die Box läuft über

Nun gibt es aber eine Schattenseite. Was, wenn ich das Wohin für viele Dinge nicht schnell genug finde, aber es prinzipiell schaffe mich von Dingen zu trennen? Die Kiste wird voll und blieb voll, egal wie sehr ich jedes Mal überlegte, was wohin gehen sollte. Die Recherche kommt nur schleppend voran. Orte sind nicht auf meinem täglichen Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Kita zu erreichen sondern ein großer Umweg, wenn nicht sogar prinzipiell schwer erreichbar bzw. transportierbar.

Nehmen wir als kleines Beispiel den hübschen gläsernen Serviettenhalter meiner Oma, der ein Jahr und vielleicht sogar länger in der Box überdauerte. Servietten im eigenen Haushalt sind für mich eher unnötig, wenn man Wasser und Seife besitzt. Das darf aber jeder ganz für sich allein entscheiden. Ein Waschlappen und Handtuch sparen unnötiges Papier zu verbrauchen und sollte Besuch wirklich mal notwendig machen, dass sie den Weg auf den Tisch finden, dann bin ich bereit eine kleine Kardinalsmütze zu falten und sie hübsch auf den Teller zu stellen und würde wohl selbst dann noch von einem extra Serviettenhalter absehen. Wie auch immer, der Serviettenhalter sollte eigentlich ja nur als Beispiel dafür dienen, dass sich so in der Nähe der Tür gut sichtbar für mich und andere ein kleiner Schrein, der nicht mehr geliebten Dinge entwickelte. Leicht chaotisch und nicht sehr dekorativ mehrten sich die Dinge über die Zeit, die nicht recht gehen wollten, obwohl der Tipp doch so einfach klang. Es wollte mir kein Ort einfallen für den die Dinge geeignet waren oder an dem ich im normalen Alltag einfach dazu kam, es zu spenden, um ihnen ein neues Leben zu geben. Mir ist natürlich klar, dass man sie einfach hätte wegwerfen können, aber wer mich etwa näher kennen lernt, wird erfahren, dass das meine letzte Karte ist, von der ich – wenn möglich – gerne keinen Gebrauch mache. Letzte Fußnote auch auf den gängigen Internetportalen und dem Bürgersteig gehen manche Gegenstände selbst geschenkt nicht an den Mann.

 

Sollten alle Dinge immer ein neues Leben bekommen?  

Ein kleiner exemplarischer Einschub an dieser Stelle; In unserem Zeitalter der Kapselkaffeemaschine möchte ich folgende Frage in den Raum stellen: Wenn jemandem ein solch wunderbares Gerät geschenkt wurde (gebraucht und nicht umtauschbar, da eher geerbt statt geschenkt) und nun mit einer solchen Frage konfrontiert ist, darf derjenige sich auf Grund der nachfolgenden Argumentation sehr gerne auch anders entscheiden. Jede Kapselkaffeemaschine weniger auf der Welt ist eine gute Sache und das einmalige Recycling auf dem Wertstoffhof des Geräts ist – meiner Meinung nach – eine notwendige Handlung. Das Recycling ist einmalig und der weitere Gebrauch pro einzelner Tasse Kaffee eine kontinuierliche Umweltverschmutzung und somit gibt es eindeutig Ausnahmen in denen durchdachtes Recycling die richtige Entscheidung ist.

 

Die Box – Ein optisch dekoratives Desaster. Die Box zieht um!

Kommen wir zurück zur nun nicht mehr sehr schön anzusehenden Box im Eingangsbereich. Die Box musste umziehen, bis ich mir über den zukünftigen Weg der Dinge klar wurde, um nicht ständig in einer Art Drucksituation, aber auch nicht im Chaos zu leben, da ich ja eben genau mehr Ordnung wollte und mich das optische Chaos sehr störte.

Da bezogen auf den Ausgangstipp eine Box mit Deckel den Sinn eben so verfehlte, wie sie gar an einen andern Ort zu stellen, an dem sie nicht mehr ständig sichtbar wäre,  stand für mich die Idee mit dem Deckel nicht wirklich zur Diskussion und als Resultat stand die Box nicht mehr weiter im Weg herum, sondern zog um in einen Schrank. 

 

Meine eigene Version mit der Box zu arbeiten

Ich entschied mich also für meine eigene Version des Tipps. Eine Routine, die mir erlaubte die aussortierten Gegenstände dann anzugehen, wenn ich abends den Tag oder die Woche durchdachte und mir die Sachen dann vorzubereiten, wenn ich soweit war. Bis heute liegen Dinge in der Box, die nur sehr schleppend das Haus verlassen, aber nun kam die Erkenntnis. Selbst das war ein kleines Geschenk, denn es zwang mich, mich ihnen offenen Auges zu stellen und sie nicht auf ewig im Schrank zu verstecken, denn die gleiche Lösungssuche wäre wohl nie so intensiv zu Tage getreten, hätten die Dinge nicht den Weg in die Box gefunden. Sollte es also doch noch dauern bis ich den Serviettenhalter tatsächlich endlich ins Sozialkaufhaus bringe, so habe ich zumindest endlich die richtige Lösung dafür gefunden und den Weg recherchiert und somit den Grundstein für andere Gegenstände gelegt, die den gleichen Weg gehen werde.

 

Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurer eigenen Version

Habt ihr Lust diesen Weg mit mir zusammen zu gehen?

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