In diesem Artikel werde ich 5 hinderliche Gedankengänge zum Überwinden erläutern, die das Loslassen von Bildungs- und Weiterbildungsmaterialien verhindern.
Im Laufe meiner Ausbildungen und Weiterbildungen haben sich einige hartnäckige Ordner und Materialien mit vermeintlichem unschätzbarem Wissen und Wert in mein Zuhause eingeschlichen. Manche davon lagern im Keller und wieder andere im direkten Zugriff im eigenen Büroschrank. Was hinter dieser hübschen Sammlung steckt und welche Emotionen im Weg stehen, um sich mehr Freiraum zu schaffen, möchte ich heute genauer beleuchten.
1. Nützlich in der Zukunft
Gerade, wenn das gelernte Grundlage unserer Ausbildung und des späteren Berufsfeldes ist, scheint der Gedanke, dass es zur rechten Zeit hervorgeholt und nachgelesen werden könnte absolut sinnvoll. Die Wahrheit ist aber, dass Fachbücher weitaus besser strukturiert sind, als die eigenen Unterlagen und das gesuchte dort schneller gefunden werden kann. Sollten andernfalls aber mancher Inhalt so speziell sein, dass er kaum anders erneut zu beschaffen ist, sollte über eine „Teil!“-Digitalisierung nachgedacht werden, statt ordnerweise Fachwissen zu sammeln, für den Fall der Fälle, der vielleicht niemals eintritt. Die Frage, die ihr euch stellen solltet, ist also: „Würde ich die Information wirklich hier suchen oder doch das Fachbuch oder sogar noch eher schnell Wikipedia oder ähnliches befragen?“
2. Eine spannende Information verpassen
Das spannende Buch, dass ihr immer noch mal lesen wolltet. Der Artikel, der doch so interessant klang. Die Passage im Buch, die unbedingt noch mal gelesen werden sollte. Das immer wieder zitierte Werk, in der Grundlagenforschung, das seit Stunde Null im Regal verweilt.
Die Frage, ob nicht noch spannendes Wissen enthalten ist, das euch sonst entgehen könnte, wenn ihr es entsorgt, veranlasst viele von uns, die Dinge bis in alle Ewigkeit „Zwischenzulagern“. Wenn ihr euch bis heute nicht dazu bewegen konntet und immer etwas anderes vorgezogen habt, könnt ihr mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es wohl auch in Zukunft so bleibt und es vertrauensvoll jemandem weitergeben, der es tatsächlich liest oder gebraucht.
3. Schönheit
Nicht alles was wir aufheben, ist allerdings pures Wissen. Wer im Handwerk oder in kreativeren Berufen ausgebildet ist oder dort bereits gearbeitet hat, besitzt wahrscheinlich eine wunderbare Sammlung an selbst erschaffenen Werken. Sind diese Werke aber nicht mehr nützlich, sollten nur die aller besten oder schönsten Stücke behalten werden und der Rest darf verkauft, verschenk, gestiftet und oder wie auch immer – nach einem gemachten Foto – weitergegeben werden. Sich von selbst gemachten und vor allem sehr gelungenen Dinge zu lösen, ist zwar schwer, aber gerade, wenn ihr fortwährend weiter schöpferisch tätig seid und euch weiterentwickelt, würdet ihr irgendwann in Dingen ertrinken. Bei mir war dieses schöne Stück z.B. ein super süßes selbstgenähtes Mädchenkleid aus der Berufsschule, dass ich dann einer Freundin für ihre Tochter geschenkt habe. Nun sehe ich es dann und wann getragen an ihrer Tochter, was so viel, viel schöner ist, als es lediglich in einer Schublade liegen zu haben.
4. Der Beweis
Spannend ist auch, dass manchmal, wie bei einer Urkunde oder einem Pokal, die aufgehobenen Unterlagen oder Gegenstände eine Art Zeugnis darüber sind, dass all das Wissen/ Können tatsächlich! erlernt, verstanden, angewendet, umgesetzt und erfolgreich absolviert wurde. Vielleicht verweilt gerade deswegen der Ordner, der am weitesten entfernt von den eigenen Talenten oder Interessen ist manchmal auf ewig im Schrank. Solltet ihr aber nicht vorhaben euch dem jeweiligen ungeliebten Thema, je wieder zu stellen, darf das schwierige Thema vielleicht gerne euer Zuhause verlassen.
5. Viel investierte Arbeit – Sammlungen
Dieser Punkt ist eine Mischung zwischen dem Aspekt des Beweises und der Schönheit, aber doch auch noch etwas ganz anderes.
In meinem Fall ist es der Schnittkonstruktionsordner oder die Technischen- bzw. Entwurfszeichnungen, die ich Stunde um Stunde angelegt habe und am Ende ein eigenes Nachschlagewerk bzw. Portfolio erstellt habe.
Auf der einen Seite ist es der Beweis all der Konstruktionen und Entwürfe, aber auch teilweise für mich einfach sehr schön anzusehen, aber eigentlich kann ich nicht loslassen, da ich so viel „Arbeit in die Arbeit“ investiert habe. Es hat etwas von dem Erhalt einer Sammlung oder einer Kollektion, die einmal voneinander getrennt, nicht mehr gleich schön wäre und somit löse ich mich nur ganz widerwillig. Ich frage mich also, wie wertvoll ist diese Gesamtheit wirklich und welche der Dinge sind tatsächlich in der Zukunft nützlich oder für mich ganz besonders schön. Einmal die Vollständigkeit aufgelöst, werden sicher ganz schnell weitere Werke der Sammlung folgen.
Ich wünsche euch ganz viel Erfolg dabei, mehr Freiraum zu erschaffen für eure neuen Herausforderungen, eure Jasmin!