Zeigarnik-Effekt – Wie unerledigte Aufgaben unsere Gedanken verstopfen

Alle guten Dinge sind drei! Lustigerweise bin ich nun zufällig über einen dritten Effekt gestolpert, der sofort meine Aufmerksamkeit in seinen Bann gezogen hat.

 

Der Zeigarnik-Effekt beschreibt die Erinnerungsfähigkeit an abgeschlossene Aufgaben im Vergleich zu unterbrochenen, also unfertigen Aufgaben!

 

 

Im Großen und Ganzen dreht es sich für mich beim Thema Minimalismus um mehr als Aussortieren oder Ordnung schaffen, wenn gleich diese natürlich erklärte Ziele sind, scheint der Topf voll Gold – also meine Minimalismus-Vision – mehr eine ganzheitliche Einfachheit zu beschreiben. Der Alltag und auch das gesamte Leben sollen bewusster und bestimmter stattfinden.

 

Wichtiges soll als solches erkannt werden und im Vordergrund stehen und unwichtiges kaum oder keinen Stellenwert mehr finden. Ein gern gewähltes Beispiel ist es Zeit mit den Kindern zu verbringen, anstelle von: sie – doch sehr tätig – dauernd zu umkreisen, ohne wirklich in Kontakt mit ihnen zu treten.

 

Wie also dort hinkommen? Wie all die erlernten Muster, Routinen oder „Notwendigkeiten“ so gestalten, dass auch noch Raum für mich am Ende rausspringt? Auf der Suche nach immer neuen spannenden Impulsen, bin ich also über den Zeigarnik-Effekt gestolpert.

 

Im Grunde beschreibt er, dass unser Gehirn abgeschlossene Aufgaben, Projekte oder Herausforderungen schneller vergisst, seien sie auch noch so groß oder komplex gewesen, als unsere unabgeschlossenen noch ausstehenden Aufgaben. Ein Beispiel wäre, dass das große abgeschlossene Projekt an der Arbeit bereits ganz schnell in meiner Erinnerung verblasst, aber das zu flickende Loch in den Kinderjeans auf ständiger Wiedervorlage in meinem Kopf bliebe. Das lässt mich grübeln! Der Stolz über das gut zu Ende gebrachte Projekt oder das neu renovierte Wohnzimmer verrauchen also schnell, aber die Tatsache, dass ich ein Loch in der Hose meines Sohnes nicht gestopft habe, jagt mich im Schlaf? Dem sollte meiner Meinung nach unbedingt entgegengewirkt werden!

 

Dass das Nachhalten unerledigter Aufgaben in unserem Gehirn total Sinn macht, ist außer Frage. Was abgeschlossen ist, muss nicht mehr bearbeitet werden und darf gehen. Aber in der heutigen Zeit, in der an der Arbeit und Zuhause eine schier unendliche Anzahl an Tätigkeiten auf uns warten kann, ist schnell klar, warum bei manchen von uns die mentale Last bis zum Überlaufen voll ist.

 

Von Reparaturtätigkeiten an Haus und Wohnung, von besonderen Putztätigkeiten, wie die Fenster oder das Auto, von Terminvereinbarungen bis zu jedweder zu erledigender Aufgaben quellen manche To-Do-Listen fast über und verändern sich aber in ihrem Status kaum, außer, dass neue dringliche Angelegenheiten schnell rauf und auch schnell wieder runter gehen, aber eine wunderbare Anzahl konstant dort verharrt. Der Effekt aber beschreibt, dass sogar niedergeschrieben, um aus dem Kopf zu sein, sie immer weiter in unserem Kopf die Straßen verstopfen.

 

Was ist also die einzige Lösung? Sie müssen aus dem Kopf! Und wie kann dieses Ziel erreicht werden? Wie kann eine überquellende To-Do-Liste gelehrt werden, damit mehr Freiraum für Kreativität und Entspannung im Kopf entstehen kann?

 

 

Hier möchte ich euch drei Ansätze vorstellen, um die verstopften Autobahnen im Gehirn anzugehen:

 

 

1.     Seid ehrlich mit euch! Was könnt ihr einfach von der ewigen Liste streichen? Ja, es wäre vielleicht schön, wenn es gemacht wäre, aber ist es wirklich notwendig und wenn ja, wird es wirklich geschehen oder wird es immer im Konjunktiv bleiben und eine andere Sache geben, die ihr tun werdet anstelle dieser einen Sache und wenn es einen Film ansehen ist? Nehmt die Last von euren Schultern! Streicht die Aufgabe durch! Lasst sie los! Und geniest ganz entspannt die Tatsache, dass ihr euch klar entschieden habt, es einfach nicht zu tun! (So wie die ganze Zeit doch eigentlich auch schon ;))

 

2.      Eat the Frog First! Im Job ganz oft ganz normal. Priorisieren und einfach machen. Das unangenehmste ganz nach oben und gleich als erstes! Ein erhabenes Gefühl, wenn die Sache hinter einem liegt. Der Tag wird wundervoll. Über diese Strategie gibt es ganz viel ausführliches Material aber hier nur so viel: Nehmt das für euch schlimmste und komme was wolle, schließt es ab. Wenn ihr das nun Punkt für Punkt für die verbleibende Liste anwendet, werdet ihr sehen, dass das Leben und die gefühlte Belastung sehr, sehr viel luftiger werden.

 

3.     Plant wiederkehrende notwendige Aufgaben fest im Kalender mit Termin ein! Schaut euch an, in welchen Zeitabständen diese zumeist prokastinierten Aufgaben notwendig werden. Jährlich, monatlich oder wöchentlich? Und dann schreibt sie nicht auf eine ewige To-Do-Liste oder überlasst das erledigen dem Zufall, sondern setzt euch einen festen wiederkehrenden Termin im Kalender, für den ihr euch gezielt im Vorfeld Zeit freihaltet.  

 

 

 

Wenn ihr diese drei Ansätze konsequent lebt, dann werdet ihr sehen, dass auch die unangenehmsten Aufgaben gar nicht erst groß werden müssen, da sie genauso schnell vergessen werden dürfen, wie die ganzen anderen.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Erfolg beim Minimalisieren eurer To-Do-Listen und dem daraus resultierenden Rauswerfen all der verstopfenden Gedanken in eurem Kopf!


Eure Jasmin

 

 

 

(Bei sehr langen Zeitabständen der unterschiedlichsten Aufgaben oder bei dem Gefühl von unlösbaren Aufgaben kamen Versuchsfehler beim Prüfen der Verlässlichkeit des gedächtnis­psychologischen Effekts auf, was aber für den hier beschriebenen Anwendungsbereich von aktuellen To-Do-Listen m.E. zu vernachlässigen sein sollte.)



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