Minimalismus – Mut zur leeren Oberfläche

Der grundlegende Tipp besteht darin alle Oberflächen im eigenen Zuhause weitestgehend leer zu räumen. Dieser Tipp, der leeren Oberfläche ist erst mal leichter gesagt als getan. Der ein oder andere ist selbstverständlich mutig genug, sich einer leeren Oberfläche in seinem Zuhause zu stellen und es einfach mal auszuprobieren ohne den schnell erreichbaren nützlichen Helfer in der Küche oder der leicht eingestaubten Dekoration im Wohnzimmer, nur wohin dann damit?

Die Schränke sind bereits voll und der Toaster findet keinen neuen Platz darin. Was tun mit der weggeräumten Deko der Fensterbank? Die Entscheidungen
müssen getroffen werden, die Gegenstände wegräumt oder gegeben werden. Eben der ganz normale Wahnsinn im täglichen Umgang mit den vielen Dingen, die wir besitzen. Als Übergangslösung vielleicht den Toaster oder die Brotschneidemaschine kurz in den Backofen verfrachten – natürlich nur solange er aus ist – und die Deko in eine Kiste verstauen bis zum Ende des Selbstversuchs. Ein späteres Überdenken des Weiteren Weges nimmt das natürlich nicht ab, aber es verschafft erst mal Luft zum Experimentieren.

 

Herangehensweise in der Praxis – Ein Selbstversuch

Mein Vorschlag wäre es, sich für einen Ort zu entscheiden mit dem begonnen wird. Eine Fensterbank, ein Regal, einen Bereich auf einem Schrank oder gleich einen Thekenabschnitt in der Küche ganz frei zu räumen und nicht sofort alles auf einmal von allen Oberflächen verbannen zu wollen und dann sehen, was so passiert im Innen und Außen.

Wenn es dann geglückt ist und der gewählte Bereich frei von allen Gegenständen sowie frisch gewischt ist, sollte einen Schritt zurück gegangen und sich die Frage gestellt werden, wie wirkt der Raum nun auf mich und wie sieht er im Vergleich zu den anderen angrenzenden Flächen für mich aus? Als erstes stelle ich als Resultat immer die optische Ruhe fest, die daraus resultiert, aber das war in den meisten Fällen noch nicht alles und ganz leer bleibt auch eher nicht immer alles.

 

Mögliche positive Auswirkungen

Neuer Platz Raum für Kreativität. Z.B. lädt eine freie Küchentheke dazu ein, ein neues Rezept zu probieren. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit höher, als bei einer vollgestellten Ablage mit kaum Platz zum Vorbereiten. Mich motiviert eine großzügige Arbeitsfläche immer sehr.

Neuer Platz für neue Projekte. Z.B.: lädt ein frei geräumter Esszimmertisch wahrscheinlich eher dazu ein, daran mit den Kindern zu basteln oder zu malen, als ein ohnehin schon überladener Bereich im Kinderzimmer.

Mehr Konzentration durch Verringerung der optischen Ablenkung. Am leeren also aufgeräumten Schreibtisch lernen oder arbeiten und sich längerfristig zu fokussieren oder gleich in einem ordentlichen Zimmer Konzentration finden, ist meist leichter, als zwischen vielen verschiedenen Dingen, die unseren Blick oder unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Reduzierung des Aufwands und somit der benötigten Zeit beim Sauber machen. Ziemlich logisch scheint der Ansatz, dass um so weniger ich zu handhaben habe, während ich putze, um so schneller bin ich fertig. Wer eine leere Fensterbank staub wischt, wird also immer schneller sein, als wenn zuvor unzählige Kleinigkeiten zuerst selbst vom Staub befreit werden müssen und dann erst die eigentliche Fensterbank dran ist. Der Vorteil ist also prinzipiell weniger Abzustauben oder zur Seite zu räumen zu müssen beim täglichen Putzen.

Ablenkung verringern Fokus erhöhen. Wer versucht durch Meditation oder autogenes Training, Traumreisen oder auch das Vorlesen von Geschichten – allein oder mit seinen Kindern – zur Ruhe zu kommen, wird feststellen, dass die wohltuende Leere im Außen auch immer Ruhe im Inneren mit sich bringen wird.

Mehr Luft zum Atmen: Wer bei der jährlich anstehenden Weihnachtsdekoration schon einmal das Gefühl hatte, dass es einem den Atem verschlägt, da der eigene Lebensraum auf einmal so voll war, dass das Einatmen schwer fiel, es sich aber wieder normal einstellte nachdem alles wieder sicher einen Monat später in den Dekokisten verstaut wurde, hat es bereits selbst am eigenen Leibe erfahren. Dieser erlebte oder eben nicht erlebte Freiraum hat direkten Einfluss auf unseren eigenen inneren Gemütszustand.

Freiraum und Weite stehen also Chaos und Enge gegenüber und beeinflussen uns auf die eine oder andere Weise.

 

Was passiert nun mit dem frei geräumten Platz?

Die magische Vermehrung von Dingen sobald ein einziger Gegenstand die leere Fläche erobert, ist oft wie eine Freigabe zur Übernahme, wobei hingegen eine ganz frei geräumte Fläche vorerst mehr Gegenwehr in mir erzeugt, um wieder den ersten Gegenstand dort hin zu stellen.

Bei der Betrachtung unseres kleinen Experiments stellt sich jetzt zuletzt die Frage, welche Gegenstände dort wieder einziehen und warum?

    • Haben die sich dort langsam wieder ansammelnden Gegenstände
      keinen eigenen Platz (kein Zuhause), um sie zu verstauen?

    • Ist der Platz an dem die Gegenstände verstaut werden, wenn sie nicht in Benutzung sind, zu aufwendig einzuräumen oder zu erreichen, sodass es wenn möglich schnell vermieden wird – bewusst oder unterbewusst?

    • Vielleicht fehlt ein System, um den Dingen zu begegnen? Ein klassisches Beispiel wäre die Post auf der Küchentheke. Vielleicht fehlt hierbei nur ein kleiner Posteingangskorb an einer anderen Stelle. Ein weiterer Klassiker ist der Schlüssel, der dann auch immer hervorragend vermisst werden kann und einmal die Woche mit Sicherheit gesucht wird. Vielleicht bedarf es in diesem Fall nur eines kleinen Hakens, einer kleinen Schale oder einem Schlüsselbrett im Eingangsbereich der Wohnung?

 

Anders ist es im Bereich der Dekoration, die in einer Kiste verstaut auf uns warten. Sind es Gegenstände, die wirklich Freude bereiten oder sind es nur Dauerstaubfänger, die jedes Mal zur Seite geräumt werden müssen, um
dort zu putzen? Die Dekorationskiste sollte nach einer angemessenen Abstand bringenden Weile wieder geöffnet werden, um zu schauen, was die Gegenstände
mit einem machen. Hat man die Dinge vielleicht vermisst oder sogar vergessen? Sollen die dekorativen Stücke wieder aufstellt werden oder wird eine andere
Entscheidung getroffen, wie es mit ihnen weitergehen soll? Dieser zeitliche Abstand hilft oft, um Klarheit über die eigene Bindung zu diesen Gegenständen zu
verschaffen.

 

Wer jetzt Angst hat, sich am Ende der Reise vorzukommen, wie in einer Bahnhofshalle, sollte in der Zukunft auf Teppiche, Vorhänge, Gemälde; großzügige
Lampenschirme oder Kissen als Dekorationsgegenstände setzen, um Schall zu absorbieren und Behaglichkeit zu erlangen. Die Realität zeigt allerdings, dass man selten ganz ohne Dekoration oder geliebte Gegenstände bleibt, sie aber am Ende viel bewusster auswählt und dann auch viel mehr zu schätzen weiß.

 

Da Minimalismus, meiner Meinung nach, sehr persönlich und für jeden individuell anders ist und es weder eine bestimmte Anzahl von Gegenständen oder gar ein richtiges Maß von Sachen gibt, die besessen werden sollten, sollte jeder ganz allein für sich selbst entscheiden, wieviel für das eigene persönliche Wohlempfinden das Maß der Dinge ist.

 

Viel Erfolg beim Selbstversuch mit den leeren Oberflächen und teilt mir gerne eure Erfahrungen mit!

 

Habt ihr Lust diesen Weg mit mir zusammen zu gehen?

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